von Reinhold Gruber
Ein Mann, dem man gerne zuhört: Matthias Kempf
Intensiv und voller Leben
Seine Musik ist für Zuhörer. Der Wiener Matthias Kempf hofft auf die Bereitschaft der Menschen, zuzuhören, spürt diese aber auch bei Konzerten.
Im Dialekt zu singen, rückt jeden Musiker in Österreich ganz automatisch in die Nähe des Austro-Pop. Matthias Kempf entgeht dem Titel „Erbe des Austro-Pop“ auf ganz einfache Weise: „Ich denke nicht zu viel daran.“ Dass es in diesem Land eine Tradition gibt, sei ihm bewusst. Aber: „Ich will, dass in meiner Musik schon die persönliche Note herauskommt“. Das tut sie auf alle Fälle. Denn sein Album „Leb los!“ (Buntspecht) lebt von der Poesie. Der Poesie der Worte. Der Poesie der Musik. Und von einem sehr eigenständigen Stil. „Ich glaube nicht, dass es in den vergangenen Jahren etwas Ähnliches gegeben hätte“, sagt der Musiker im Gespräch mit was ist los?. Das ist nicht überheblich, sondern die Wahrheit. Kempf hat intensive Songs geschrieben, die über weite Strecken in einer harmonischen Bedächtigkeit tief unter die Haut gehen, aber auch das Hirn fordern. Die Ruhe, die er musikalisch verbreitet, ohne fad zu sein, ist Teil von ihm selbst. „Ja und nein“, antwortet Kempf auf die Frage, ob er grundsätzlich ein ruhiger Typ sei. „Ich kenne beide Seiten. So wie ich ein schüchterner, zurückhaltender Mensch bin, kann ich auch sehr aufbrausend sein.“ Grundsätzlich sei er ein intensiver Mensch. So verwundert es nicht, dass seine Songs von einer hohen Intensität leben. „Für mich gibt es einen sehr starken Zusammenhang zwischen Text und Musik. Ich glaube an die Musikalität eines Textes.“ Inspiration holt sich Kempf aus dem Leben, aus dem Beobachten, aus dem eigenen Empfinden. Was sich beim Hören anfühlt, als würden ihm diese Texte zufliegen, ist in Wahrheit nicht so. „Es gibt Schnellschüsse, aber auch Phasen des langen Herumfeilens. Ich schreibe permanent Servietten und Bierdeckel voll, weil ich meine Blöcke zu Hause vergesse. Rezept gibt es aber keines.“ Im Lied „Das Leb’n is“ sagt Kempf unmissverständlich, dass er sich nicht ändern wird. Er bleibt, wie er ist. Jeden Tag anders. Da drängt sich die Frage auf, ob es die Versuche schon gab, ihn zu formen. Kempf erinnert dieses Wort an seine Zeit in Salzburg, als er Schauspiel studierte. „Das war eine wunderbare, wertvolle Zeit, aber schon auch brutal. Da wird darauf abgezielt, aus jungen unverbrauchten Menschen etwas zu formen, das auf der Theaterbühne funktioniert. Darum fühle ich mich jetzt so wohl, in dem, was ich tue, weil es ohnedies genug Druck von mir gibt, mich zu ändern.“
Konzert: 2. April, 20 Uhr, Posthof Linz, im Vorprogramm von Annett Louisan
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