von Sebastian Fasthuber
DER JUNGE WIENER LIEDERMACHER SINGT SO, WIE ER SPRICHT.
Lieder, nicht Songs
Wahrscheinlich liegt es daran, dass es lang niemand gemacht hat Kempf, der knapp 30-jährige Sänger aus Wien, der gerade sein erstes Album Leb los! veröffentlicht hat, ist zur Zeit jedenfalls viel mit Erstaunen konfrontiert. Erstaunen dalüber, dass es wieder jemand gibt, der Lieder im (leichten) Dialekt singt. Der aus kleinen Alltagsbeobachtungen nachdenkliche Lieder spinnt. Der an Georg Danzer erinnert, an Peter Cornelius oder die Balladen des jungen Rainhard Fendrich. Auch mit solchen Vergleichen wird Kempf oft konfrontiert, „Es fallen schon immer dieselben Namen“. sagt er. „Aber das ist kein Problem. Wenn zum Beispiel der Name Danzer fällt, dann freue ich mich, denn der hat mich sehr inspiriert. Das kann ich nicht verleugnen“ Nichtdestotrotz: Wenn man etwas genauer hinhört, bemerkt man, dass da mehr ist als nur ein Nachstellen von frühem Austropop. Leb los! ist eine zeitgemäße Platte, die dezente elektronische Sounds stimmig mit akustischen Klängen verknüpft. Wenn man den Begriff schon verwenden möchte, dann ist es Austropop fürs beginnende 21. Jahrhundert.
Ob Kempf seinerseits Nachahmer findet, wird sich weisen. Denn es ist schon eine sehr individuelle Ausdrucksform. die er sich „mit viel Zeit und Ruhe“ erarbeitet hat. Die Anfänge gehen zehn Jahre zurück. Erste Demos stießen auf wenig Echo. Dazwischen liegt eine vierjährige Schauspielausbildung. Dann die Einsicht: Es ist doch Musik. Von da an volle Konzentration, selber Konzerte organisieren, Zusammenarbeit mit dem Burgtheater-Sounddesigner Alexander Nefzger, der auch das Albumproduziert hat. Und schließlich eine Partnerschaft mit Chris Gelbmanns Label Buntspecht, um das sich langsam so etwas wie eine österreichische Songwriter-Szene zu sammeln scheint. Liedermacher-Szene würde Kempf sagen. Wenn ihm im Gespräch doch einmal ein englisches Wort über die Lippen kommt, korrigiert er sich schnell. Deutsch ist ihm näher, das soll auch so rüberkommen. Und ganz nahe ist Wien: „Ich komme aus Wien und möchte in der Sprache, in der ich rede und denke, Musik machen.“ Was nicht heißt, dass Kempf nicht auch ein Herz für die Bundesländer hätte: „Es wäre schön, Wien langsam verlassen zu können. Ich hoffe, dass ich durch das Album auch einmal in Salzburg, Innsbruck oder Graz spielen kann.“
Neues Album: Leb los! (Buntspecht/Hoanzl)
Kempf live: 13. 04. 2006 Wien, Vorstadt
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